ADYE Self-organised Health Strucutre in Exarcheia

Reisetagebuch Teil 2

Zweiter Tag unserer Athen Reise.

Nachdem wir gestern die zweitgrößte solidarische Klinik Griechenlands besucht haben, waren wir heute zu Gast bei einer relativ neuen und kleinen Nachbarschaftsklinik in dem linken Viertel Exarcheia.

das Logo der Klinik
das Logo der Klinik

Die ADYE befindet sich seit einem Jahr in dem besetzten Haus „K*Vox“. Die Menschen, die dort arbeiten, sind Ärzt*Innen, Krankenpfleger*Innen, Physiotherapeut*innen und enagierte Menschen aus der Nachbarschaft.

Zu Beginn unseres Besuches, konnten wir mit einem der dort arbeitenden Ärzte reden. Er arbeitet neben seinem regulären Job im Krankenhaus regelmäßig abends in der ADYE. Zum größten Teil leisten die Menschen der ADYE erste Hilfe und unterstüzen PatientInnen mit ihren chronischen Leiden durch Medikamentenausgabe, psychologische Unterstützung und Vermittlung an Krankenhäuser, sollte dies nötig sein. Bevor neue Ärzt*innen anfangen regelmäßig in der Klinik zu arbeiten, soll sich gegenseitig kennen gelernt werden. Es wird Wert darauf gelegt, dass die Ärzt*innen regelmäßig zu den Versammlungen kommen und erstmal im allgemeinen Ablauf helfen, bevor sie ihre eigenen Sprechstundenzeiten bekommen. Viele essentielle medizinische Leistungen, können weder die ADYE noch die anderen solidarischen Kliniken erbringen, wie zum Bespiel aufwendige Diagnostiken oder Operationen, auch wenn das hierfür benötigte medizinische Personal durchaus zur Verfügung steht. Eines der wichtigsten Ziele der Klinik sei, die Menschen dazu zu befähigen ihre Gesundheit und ihr Leben wieder in eigene Hände zu nehmen.

Die Klinik wird von hunderten von Menschen im Jahr in Anspruch genommen, davon versicherte und unversicherte Griech*Innen, Geflüchtete und Menschen ohne Papiere. Die Klinik steht all diesen Menschen offen. Es werden nur Daten wie der Name, Gender und Alter erfragt. Nach Ausweisen oder anderen offiziellen Dokumenten wird generell nicht gefragt.

Die Klinik sützt sich auf eine antirassistische, antisexistische und antikapitalistische Ausrichtung und duldet die Verletzung dieser Werte weder von Aktivist*innen noch von den Patient*innen.

Zudem kooperiert die ADYE nicht mit Parteien oder etablierten NGOs. Aus finanzieller Abhängigkeit entstehe schnell auch eine organisatorische und politische Abhängigkeit, weswegen diese Art von Zusammenarbeit abgelehnt wird. Die Klinik finanziert sich nur über Sachspenden und Solidaritätsveranstaltungen, die sie selber oder in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen organisieren um Geld zu sammeln. Den Menschen in der Klinik ist es wichtig, unabhängig zu bleiben und weiterhin autonom von größeren Organisationen oder Dachverbänden zu arbeiten.

Eine große Differenz zwischen der ADYE und anderen solidarischen Kliniken in Griechenland besteht in der Perspektive der ADYE. Der Großteil der solidarischen Kliniken sieht ihre Arbeit als momentane Notwendigkeit, die überflüssig wird, wenn sich bessere staatliche Strukturen etablieren können und das Gesundheitswesen zugänglicher gemacht wird. Die Menschen in der ADYE sehen ihr Projekt nicht als Lückenfüller um ein Fehlen von staatlichen Strukturen zu füllen. Sie wollen in ihrem möglichen Rahmen eine Gesundheitsversorgung etablieren, abseits vom kapitalistischen System.

Offiziell arbeitet die ADYE nur mit einer weiteren solidarischen Klinik zusammen, die einen ähnlichen politischen Ansatz vertritt. Außerhalb der medizinischen Arbeit wurde besipielsweise gemeinsam mit dem K*Vox und anderen Gruppen eine Unterstützungskampagne für politische Gefangene in Griechenland organisiert. Die Klinik sieht sich selbst als einen Teil des größeren politischen Widerstandes gegen die momentane Politik. Alle Entscheidungen werden gemeinsam in wöchentlichen Plena getroffen. Im Plenum wird alles besprochen, was für den Ablauf der Klinik wichtig ist. Alle Teilnehmer*innen haben ein Mitspracherecht, egal welcher Berufsgruppe sie angehören.

Zum Abschluss haben wir wieder die Frage gestellt, wie eine internationale Unterstützung aussehen könnte. Die größte Solidarität könnten wir zeigen, in dem wir das Prinzip der Solidarischen Kliniken mit nach Hause nehmen und selber eine eröffnen.

Falls ihr mehr über diese Klinik erfahren wollt, könnt ihr auf dem Blog vorbei schauen:

adye.espivblogs.net

Ihr könnt natürlich weiterhin auch unseren Blog verfolgen, auf dem wir die folgenden Gespräche und Eindrücke mit euch teilen werden.

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