Ökonomisierung & Privatisierung

Einleitung
Wer schon mal im Krankenhaus gearbeitet hat oder als Patient*in auf Station war, weiß, dass der Kostendruck im Krankenhaus stetig steigt. Überall scheint es an Zeit und Personal zu fehlen, um noch eine umfassende Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.

Dabei sind die Ausgaben des Bundes für den Gesundheitssektor im Rekordhoch bei über 11% des BIP (Statistisches Bundesamt). Es steht also Geld zur Verfügung, doch warum kommt davon so wenig dort an, wo es wirklich gebraucht wird? Wer sind die Profiteure der aktuellen Finanzierung des Gesundheitssystems und wie könnte eine bessere Gesundheitsversorgung für alle Menschen möglich werden?

Das sind unter anderem Fragen, die wir uns in unserer Arbeit als AG „Kritische Medizin“ stellen.  Hier geben wir eine kurze Einführung in die Kritik der aktuellen Gesundheitspolitik, ohne dabei jedoch einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben 😉

Privatisierung von Krankenhäusern
Krankenhäuser sind Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge und  eine gesicherte flächendeckende Gesundheitsversorgung ist eine staatliche Pflicht. Krankenhäuser müssen dieser Aufgabe nachgehen können, ohne den andauernden Druck der Profitmaximierung im Rücken zu haben.

Wir finden, der zunehmende Verkauf von öffentlichen oder freigemeinnützigen Krankenhäusern an privatwirtschaftliche Betreiber führt zu einer Verschiebung der Prioritäten im Krankenhaus:
Das Interesse und Wohl der Patienten*innen weicht dem Gewinnstreben eines privaten Unternehmens. Liberale Ökonom*innen argumentieren, durch die Privatisierung im Krankenhaus würden Anreize geschaffen, den Ablauf zu optimieren. Dadurch könnten die Konzerne Gewinn machen und für die Krankenkassen werde es noch nicht mal teurer. Klingt alles super, wenn es nur so wäre.

Stattdessen wird unter dem Vorwand der „Optimierung der Abläufe“ genau das betrieben, was die Pflege, die Ärzt*innen und dann auch die Patient*innen täglich zu spüren bekommen: es wird Zeit für Zwischenmenschlichkeit wegrationalisiert, die Pfegekräfte müssen mehr arbeiten, haben weniger Pause und bekommen trotzdem nicht mehr Geld. Es findet größtenteils keine Optimierung im eigentlichen Sinne (also technischer Fortschritt, der Abläufe z.B. einfacher gemacht hat) statt, sondern eigentlich Betrug an der Solidargemeinschaft, die gemeinsamen Krankenkassenbeiträge werden nun nicht mehr im Sinne der Patient*innen betrachtet, sondern nach Gewinnmöglichkeiten ausgequetscht und an einzelne Profiteure ausgezahlt.

Die Realität sieht somit leider so aus: Die privaten Krankenhauskonzerne können ihre Gewinne jährlich ausbauen *1, wärend die Zusatzbeiträge der Beitragszahler deutlich steigen.  *2

Wir halten es somit für einen folgenreichen Fehler der verantwortlichen Politik, Krankenhäusern den „freien Marktkräften“ zu überlassen und denken, dass das Profitstreben Einzelner immer im grundsätzlichen Widerspruch zu solidarischen, ethischen und medizinischen Zielen steht.

*1(http://www.zeit.de/2005/42/Unikliniken-Kasten, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/322501/umfrage/gewinn-der-groessten-privaten-klinikbetreiber-in-deutschland/)

*2 http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/krankenversicherung-so-teuer-werden-die-zusatzbeitraege-a-1107249.html