Pharmaindustrie & Interessenkonflikte

Einfluss von Pharmaunternehmen auf Ärzte*innen

Der drittgrößte Kostenfaktor der Gesetzlichen Krankenkassen ist die Erstattung von Arzneimitteln, die Pharmabranche ist somit eine milliardenschwere Industrie. Allein drei verschiedene Lobbygruppen der Pharmaunternehmen vertreten die Interessen der Industrie gegenüber der Politik in Deutschland.

Doch wie sieht es an unserer Uni aus? Wir sind und sicher, dass die Pharmaunternehmen auch auf das Verschreibungsverhalten angehender Ärzt*innen Einfluss nehmen wollen.

Wir Studierenden können somit auch zum Ziel werden, wenn es darum geht, Werbung für Pharmaprodukte zu machen. Wir glauben, dass wir uns deshalb nicht erst im Arztleben mit den Interessen der Pharmaindustrie konfrontieren müssen, sondern bereits im Studium. Es ist ein Problem jeder unabhängigen Lehre, wenn unbemerkt Werbung für Kosmetikprodukte oder Arzneimittel in unsere Vorlesungsfolien schleichen und es nicht erkennbar ist ob Medikamente aus wissenschaftlichen Gründen empfohlen werden, oder aus finanziellen Vorteilen der Dozierenden oder auf Druck der Industrie.

Hierzu haben wir in unserer Arbeit begründete Forderungen gegenüber unserer Uni aufgestellt:

Interessenkonflikte in der Lehre:

Als ersten Schritt zu einer verbesserten und objektiveren Lehre sehen wir die Notwendigkeit, dass die Studierenden sich ein Bild davon machen können, ob die Dozierenden in einer Konfliktsituation zwischen ethischen z.B. finanziellen Interessen stehen. Konkret bedeutet das, dass wir unsere Dozierenden auffordern vor den Lehrveranstaltungen ihre Interessenskonflikte mithilfe einer Folie am Anfang der Veranstaltung zu erklären.

Wir fordern außerdem, dass im Zuge der Offenlegung von Interessenkonflikten, die Studierenden darin unterrichtet werden, diese kritisch beurteilen zu können. Das bedeutet: im Lehrplan verankerte Veranstaltungen, in denen die Studierenden über das Problem der Interessenkonflikte informiert werden und eigene Kompetenzen zur Bewertung erlernen.

Wir wollen als Arbeitsgruppe dazu motivieren sich mit dem Einfluss der Pharmaindustrie auf Ärzt*innen möglichst frühzeitig zu beschäftigen:
Fragt eure Dozierenden zu ihrer Arbeit mit Pharmaunternehmen.
Wenn euch in Vorlesungen oder Seminaren Werbung auffällt, zu der keine wissenschaftliche Erklärung gegeben wird, schreibt uns eine Mail auf: kritischemedizin@lists.riseup.net oder sprecht uns an!

Denn es gilt: Das Interesse von Patient*in sollte immer vor persönlichen Interessen stehen und ein offener Dialog über den richtigen Umgang mit Interessenkonflikten darf kein Tabu bleiben. Nur so kann auf Dauer die professionelle Integrität und das Vertrauen der Öffentlichkeit für die ärztliche Tätigkeit aufrecht gehalten werden!