Solidaritätserklärung mit dem Warnstreik der Beschäftigten an der Charité

Am Montag, den 27.04.15, sind alle Beschäftigten der Charité aufgefordert für zwei Tage in den Warnstreik zu treten. Gefordert wird eine tarifvertraglich festgelegte Personalbemessung.
Zurzeit kommen auf eine Pflegekraft zehn und mehr Patient*innen. Damit hat Deutschland einen der schlechtesten Pflege-Patient*innen-Schlüssel in ganz Europa. Seit den neunziger Jahren wurden über 70.000 Stellen in der Pflege abgebaut, während gleichzeitig die Patient*innenzahl steigt und die Betreuung immer intensiver wird.  
Heutzutage sind Patient*innen älter und damit multimorbider, aber haben trotzdem durchschnittlich eine kürzere Liegezeit im Krankenhaus als früher. Die absurde Idee, dass mit kranken Menschen Profit gemacht werden kann, wirkt sich immer mehr auch auf die Unikliniken aus. In immer kürzerer Zeit sollen immer mehr Patient*innen durch die Stationen geschleust werden, damit der Betrieb wirtschaftlich bleibt. Durch diesen hohen Turn-Over von Patient*innen entsteht für die Pflege ein enormer Organisations- und Dokumentationsaufwand.
Die Pfleger*innen sehen sich mit einer ständigen Überbelastung konfrontiert. Immer öfter besteht die Gefahr der „gefährlichen Pflege“, die für die Patient*innen schädlich sein kann, sowie zu noch mehr Stress bei den Pfleger*innen führt. Auf vielen Stationen sorgt zusätzlich auch ein hierarchisches Arbeitsumfeld für eine unangenehme Zusammenarbeit und unnötigen Stress für alle Beteiligten.mehr von euch-Seite001
Der Zustand an der Charité und an anderen Berliner Krankenhäusern ist nicht weiter hinnehmbar. Die Pfleger*innen haben daher folgende Forderungen aufgestellt:
  • ein Tarifvertrag zur Mindestbesetzung, Gesundheitsschutz und Ausbildungsqualität, dadurch soll auch eine gesetzlich festgelegte Personalbemessung errungen werden
  • in Zukunft soll auf Normalstationen eine Pflegekraft für höchstens fünf Patient*innen zuständig sein, auf Intensivstationen für zwei, Nachtschichten sollen nicht mehr alleine verrichtet werden dürfen
  • ein Konsequenzmanagment soll eingerichtetn werden, um zu kontrollieren ob in allen Arbeitsbereichen genügend Personal vorhanden ist
Während des Warnstreiks werden kommende Woche viele Betten gesperrt und mehrere Stationen komplett geschlossen. Es wird dadurch keine Gefährdung von Patient*innen entstehen. Die Verantwortung hierfür liegt auch nicht bei der Pflege, sondern beim Charité-Vorstand, welcher den jetzigen Krankenhauszustand zu verantworten hat.
Wir als Medizinstudierende wollen uns mit den streikenden Pfleger*innen und deren Forderungen solidarisch erklären und unseren Teil zu dieser Auseinandersetzung beitragen, auch wenn oder gerade weil wir später nicht in der Pflege arbeiten werden. Als angehende Ärzt*innen im Krankenhaus stehen wir auch jetzt schon in der Verantwortung die Arbeitsbedingungen für alle dort mitzugestalten, weil es auch in unserem Interesse ist, eine gute und angenehme Arbeitsatmosphäre für alle Beschäftigten im Krankenhaus zu schaffen. Wir wollen miteinander und nicht gegeneinander arbeiten.
Die Ausbeutung der Pflegekräfte kann daher nicht länger Status quo an der Charité sein.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir Studierenden den Streik unterstützen können.
  • Beteiligt euch an der Demonstration am 28.4 umd 15:30 am CVK, Ausgang Amrumer Straße
  • Besucht die Stände der streikenden Pflegekräfte in Mitte, im Virchow-Klinikum und im Benjamin Franklin und informiert euch über die aktuelle Situation!
  • Beteiligt euch selbst an dem Streik und macht deutlich, dass wir nicht an einem Krankenhaus lernen wollen, an dem die Mitarbeiter*innen solchen Bedingungen ausgesetzt sind!
 
Aktuelle Infos findet ihr auf:

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